Der Allmächtige ist ein Kind geworden um uns Seine Freundschaft zu schenken!

Graz, 24. Dezember 2020

Liebe Jugendliche!

Wir könnten Weihnachten bezeichnen als das Fest bzw. das Geheimnis der Freundschaft Gottes!

Werfen wir einen Blick auf das Alte Testament, so merken wir, wie “furchterregend” für die Menschen damals die Begegnung mit Gott war, sooft er sich ihnen “zeigte”. Die Israeliten baten Moses, er möge fortan das Gespräch mit Gott übernehmen, ansonsten müssten sie sterben.
Es war nicht kindliche Gottesfurcht, von welcher die Israeliten erfüllt waren, vielmehr waren sie überwältigt von der Größe und Allmacht Gottes!

Im Introitus der Kirchweihmesse heißt es “Terribilis est locus iste” – Voll Schauer ist dieser Ort. Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels!
Der Mensch verschwindet regelrecht angesichts der göttlichen Majestät, wenn diese sich ihm auf sinnhafte Weise offenbart!

Diese Gedanken mögen vielleicht etwas befremdend auf uns wirken – lernen wir doch als getaufte Christen Gott als den liebenden und fürsorglichen Vater kennen.
Das ist aber alles andere als selbstverständlich, und gerade das Geheimnis der Menschwerdung und Geburt des Heilands kann uns das veranschaulichen.

Nicht umsonst sollte die Menschwerdung der zweiten göttlichen Person auf die Weise geschehen, wie wir sie aus der Hl. Schrift kennen. Sicherlich wäre es ange messen gewesen, dass ein Gott, der sich soweit herablässt und Menschengestalt annimmt, als mächtiger König Einzug hält in dieser Welt, Sein Reich behauptet und die nötige Ehrfurcht einfordert.

Ganz anders aber hat es die göttliche Vorsehung geplant… als armes schwaches Kindlein sollte der König sein Amt antreten, weit weg vom Treiben der Welt und ihrer Eitelkeit. Allein, in einer Futterkrippe liegend, wird ihm zunächst der Himmel die Ehre erweisen durch den Gesang und das Gebet der Engel, wenige Hirten werden sich alsdann zur Krippe begeben, eingeladen von den himmlischen Boten, um sich Maria und Josef anzuschließen in der Verehrung des Neugeborenen.

Gott wollte in diese Welt eintreten um die Menschheit zu befreien aus den Ketten der Sünde . Allein das wäre schon Grund genug für große Freude. Aber der Herr wollte mehr: Er wollte uns Seine ganz besondere Freundschaft schenken, ja, er brannte förmlich danach, alle Geschöpfe an sich zu ziehen, an sein heiligstes Herz! Als Kind konnte er durch seine Liebenswürdigkeit dem einfachen Menschen an sich ziehen!

Diese Sehnsucht Gottes, vom Menschen geliebt zu werden, beschränkt sich aber nicht nur auf die Geheimnisse seiner Geburt. Wie Pater Pio sagt, können wir das Holz der Krippe nicht trennen vom Holz des Kreuzes. Das eine ist Vorzeichen des anderen und lässt uns die Liebe erkennen, die den Heiland stets beseelt hat in all seinen Werken.

Sein Verlangen, den Kelch bis zur Neige zu trinken, richtet sich v.a. auf die Erfüllung des gottväterlichen Willens, sodann aber auch auf uns, danach nämlich, dass Gott uns Seine Liebe beweisen und Seine ganz besondere Freundschaft uns anbieten will! Deshalb dürfen wir uns wahrhaft glücklich schätzen!
Gott wollte uns Seine Liebe schenken – und Er hat alles Erdenkliche getan, damit wir das merken und Ihn auch lieben!

Legen wir in dieser heiligen Zeit alle menschlichen Schwierigkeiten und Gebrechen bei Seite, vergessen wir unsere Sorgen und freuen wir uns über das göttliche Geschenk!

Möge das Hochfest der Geburt unseres Herrn unsere Seele n mit Freude erfüllen!

Mit priesterlichen Segensgruß,

P. Elias Stolz