Es ist besser, sein Leben zu verlieren, als es zu vergeuden!
„Dieses Mal folterten sie mich viel härter. Sie peitschten mich aus. Ich spürte das kalte Metall der Pistole in meinem Nacken. Ich konnte mein Herz schlagen hören. Sie schießen wirklich.“[1]
In über 50 Ländern werden Millionen Christen verfolgt. Amir aus dem Iran, von dem das obige Zitat stammt, ist einer von ihnen.
Vielleicht erinnerst du dich noch an deinen Katechismus-Unterricht, in dem du unter anderem gelernt hast, aus welchen Teilen die Katholische Kirche besteht. Aus der triumphierenden Kirche im Himmel, der leidenden im Fegefeuer und der streitenden Kirche hier auf Erden. Man nennt uns die streitende Kirche, denn unser Leben als Christen ist ein immerwährender Kampf …ein Kampf gegen den Teufel, gegen Sünden, Bequemlichkeit, schlechte Laune und alles, was sich uns noch so in den Weg stellt.
Doch für viele Christen, offiziellen Zahlen zufolge rund 100 Millionen, ist es auch ein täglicher Kampf ums Überleben. Dass die Kirche in ihren Anfängen in Rom verfolgt und bekämpft wurde, ist uns sehr wohl bekannt, aber dass heute, vielleicht gerade in diesem Moment in Somalia, Nordkorea oder Syrien ein Mensch für seinen Glauben stirbt, vergessen wir oft. Oder wir verdrängen den Gedanken, dass vielleicht auch für uns schwerere Zeiten kommen, vielleicht schneller als wir uns das vorstellen können.
Meint ihr ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen?
In 50 Ländern wird offiziell von einer Christenverfolgung gesprochen, vor allem Nordafrika, Asien und der nahe Osten sind auf Weltkarten christlicher Hilfsorganisationen dick rot und orange markiert. Auf dem ersten Platz des Weltverfolgungsindex, der jedes Jahr von der Hilfsorganisation „Open Doors“ veröffentlicht wird, steht schon seit 14 Jahren Nordkorea und es ist noch immer keine Besserung in Sicht. Auf dem zweiten Platz findet sich der Irak, vielen bekannt durch das Buch „Todesurteil“ des konvertierten Moslems Joseph Fadelle. Im Irak hat sich die Situation in den letzten Jahren immer mehr verschlimmert, ebenso in Eritrea, einem kleinen, unscheinbaren Land in Nordostafrika. An vierter Stelle ist Afghanistan zu finden, auch hier werden schon seit vielen Jahren Christen bedrängt und verfolgt. Syrien ist seit Beginn des Bürgerkriegs von Platz 38 auf Platz 5 geklettert, gefolgt von Pakistan und Somalia, das von Platz 2 (2015) immerhin schon zurück auf Platz 7 gerutscht ist, aber trotzdem noch lange keine rosige Zukunft für die Christen im Land bieten wird. Die zwei letzten Länder in den Top Ten sind der Iran und Lybien. Diese Länder sind nur die schlimmsten von insgesamt 50 Ländern, in denen Christen verfolgt werden.
Bezeichnend ist, dass weder in Europa, Ozeanien, noch in Amerika (mit Ausnahme von Mexiko und Kolumbien) Christen verfolgt werden. Wir können also erkennen, dass in vielen Ländern in denen die Menschen ohnehin kein so bequemes, westliches Leben führen können, tagtäglich Christen nicht nur um ihr Überleben im finanziellen Sinne kämpfen müssen sondern tatsächlich ums nackte Überleben.
Gesichter des Hasses
„Es wird aber der Bruder den Bruder in den Tod ausliefern und der Vater das Kind; und Kinder werden sich auflehnen gegen die Eltern und sie in den Tod bringen. Ihr werdet gehasst sein von allen um meines Namens willen.“ (Mt 10, 21-22) Jesus sagt uns ziemlich genau, dass wir von allem und jedem verfolgt werden können, ob das nun das nordkoreanische Regime, der Nachbar, der beim IS kämpft, oder unser eigener Bruder ist.
In den meisten Ländern steht die ganze Gesellschaft den Christen feindlich gegenüber, meist infiltriert von der Regierung, wie z. B. im diktatorisch-kommunistischen Nordkorea, in China oder Kasachstan. Die diktatorischen oder kommunistischen Regime sehen im Christentum eine Staatsgefährdung und verfolgen sie gar nicht in erster Linie wegen des Glaubens an Gott sondern vielmehr aufgrund ihrer daraus resultierenden Haltung zum Staat und den Mitmenschen.
Die meisten Christen werden allerdings von extremistischen Muslimen verfolgt. Der IS, Al-Qaida und die Taliban leisten ganze Arbeit und verbreiten nicht nur eine sehr strenge Auffassung des Koran sondern einen unsagbaren Hass auf die „Christenschweine“ – eine der schlimmsten Beleidigungen in der muslimischen Welt. Viele Europäer und vorbildliche Gutmenschen versuchen den Islam schönzureden indem sie behaupten, der Koran werde lediglich von Vielen falsch verstanden. Der Moslem Mohammed al-Massaoui (später Joseph Fadelle) fand dadurch zum Glauben, dass ein christlicher Militärkamerad ihn aufforderte, den Koran richtig zu lesen und das Gelesene ernst zu nehmen. Erst dadurch wurde ihm klar, dass man den Koran entweder ernst nehmen und dadurch Extremist werden muss; oder dass der Islam nicht die wahre Religion sein kann.[2]
Ein Syrer erzählte mir, dass das Zusammenleben von Christen und Moslems in Syrien zum Beispiel wunderbar funktioniere: man hilft sich, man achtet sich und ist miteinander befreundet. Unvorstellbar ist es aber, dass ein Moslem eine Christin heiratet oder ein Moslem zum Christentum konvertiert. Damit ist er laut dem Koran des Todes schuldig und er wird mit einer Fatwa, einer Art Todesurteil, verfolgt. Konvertierte Christen werden aus dem im Nahen Osten sehr wichtigen Familienverbund verstoßen und von Behörden, Geheimpolizei und Staat schikaniert. In vielen muslimischen Ländern haben sich aber die extremistischen Organisationen schon so viel Gehör verschafft, dass selbst Christen, die in christlichen Familien geboren wurden, verachtet und verfolgt werden. In fast jedem muslimischen Land haben Christen mit Benachteiligungen und Schwierigkeiten zu rechnen.
Verfolgt um meines Namens willen
Verfolgt werden vor allem freikirchliche, protestantische/evangelische Christen und Pfingstlergemeinden, da gerade solche Gruppierungen den größten Zuwachs in diesen Ländern haben. Aber auch assyrisch-orthodoxe, eritreisch-orthodoxe, koptisch-orthodoxe, assyrische, armenische, chaldäisch-katholische, syrisch-katholische und natürlich auch römisch-katholische Christen werden verfolgt. Doch der größte Hass trifft diejenigen, die einst dem Islam angehörten; für sie bedeutet ihr neuer Glaube meist das Todesurteil.
[1] Zitat aus: „Amir aus dem Iran – Gesichter der Verfolgung“ https://www.youtube.com/watch?v=JbRnhLJlGKE (letzter Zugriff 15.02.2016)
[2] Vgl. Joseph Fadelle: Das Todesurteil: Als ich Christ wurde im Irak. Sankt Ulrich Verlag 2011.
Dieser Beitrag erschien zuerst im DGW 1/2016.