Er nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach
In Nordkorea müssen entdeckte Christen meist nach qualvollen Verhören, Durchsuchungen, Verhaftung, Verschleppung und Folter entweder ein öffentliche Hinrichtung oder viele qualvolle Jahre in einem Arbeitslager ertragen. Wenn ein Christ entdeckt wird, verliert er alles, oft auch sein Leben. In solchen Ländern ist es unvorstellbar, eine Hochzeit oder eine Taufe öffentlich zu feiern, es ist fast unmöglich die eigenen Kinder christlich zu erziehen, und der eigene Glaube wird durch ständige Indoktrinierung hart auf die Probe gestellt.
Den Christen in den muslimischen Ländern ergeht es nicht viel besser: Singen christlicher Lieder oder Beten ist unmöglich. Christen, die einst Muslime waren müssen ihren Glauben komplett geheim halten und in Gebieten die vom IS regiert werden, droht jedem konvertierten Moslem die Hinrichtung, auf jeden Fall aber Folter und Verhaftung. Die Flucht in andere, gemäßigtere Länder gestaltet sich sehr schwierig. In IS-Gebieten werden Christen verschleppt, gefoltert, Frauen werden vergewaltigt und verkauft; es gibt sogar Preislisten, nach denen Mädchen zwischen ein und neun Jahren am teuersten sind. Kirchen oder Klöster werden zerstört oder zu Islamzentren und Ställen umfunktioniert. Wenn die Christen gefoltert werden, dann immer mit dem Hintergedanken, herauszubekommen, wer sie getauft und bekehrt hat. Nicht selten ist es deshalb für einen Moslem, der zum Christentum konvertiert, sehr schwierig, Einlass in die Gemeinschaft der Christen zu bekommen, weil er mit seinem Religionsübertritt die gesamte Gemeinde in Lebensgefahr bringt. Konvertierenden Moslems werden sozusagen von ihren Mitchristen unbewusst und um der Sicherheit willen viele Steine in den Weg gelegt.
Wenn das Samenkorn nicht (in die Erde fällt und) stirbt…
Wenn man die letzten Seiten so liest, könnte man meinen, das Christentum liege im Sterben. Doch gerade jetzt, wo die Verfolgungen täglich zunehmen, nehmen auch die Bekehrungen und (Untergrund-)Kirchengründungen zu, gerade so als ob das Blut der Märtyrer, das zu Boden rinnt, die zarte Pflanze des Glaubens wachsen ließ. Die verfolgten Christen haben meist einen unerschütterlichen Glauben, der durch die Prüfungen gefestigt wird. Gott lässt uns in der Verfolgung nicht alleine, sondern gießt seine Gnaden über uns aus und lässt Wunder geschehen: Gewehrkugeln verfehlen ihr Ziele knapp, Grenzbeamte werden blind und Türen öffnen sich durch Hoffnung und beständiges Gebet.
Bis ans Ende der Welt
Weder in den diktatorisch regierten noch in den muslimischen Ländern ist eine verfolgungsfreie Zukunft für die Christen absehbar. Die Christen in Nordkorea und anderen Regimen werden erst frei sein, wenn auch ihre Länder frei werden. Solange der IS seine Machtgebiete erweitern wird, solange wird die Scharia als Gesetz gelten und sich mit dem IS bald auch in Europa gewaltsam breit machen.
Gerade durch die aktuellen Flüchtlingsströme werden sich viele IS-Kämpfer, die zu allem fähig sind und für die keine Gewalttat zu grausam ist, nach Europa eingeschlichen haben. Für uns gilt es nunmehr gegen zwei Gegner zu kämpfen: einerseits gegen die westliche, modernistische Ideologie, die uns still und heimlich infiziert und bald auch gegen die Bedrohung des Islam. Wir werden vielleicht schon bald nicht mehr nur gegen Abtreibung demonstrieren müssen, sondern auch gegen eine Kopftuchpflicht.
Wachet und betet
Christus sagt uns: „Wenn sie euch ausliefern, so macht euch keine Sorge, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.“ (Mt 10, 19) Doch wir können uns nicht auf diesem Wort ausruhen und denken, es wäre einfach, Märtyrer für Christus zu werden. Es mag sein, dass wir vielleicht Märtyrer werden, aber sicher nicht, wenn wir uns heute inmitten einer christlich geprägten Gesellschaft nicht trauen, bei McDonalds ein Kreuzzeichen zu machen oder zuzugeben, dass wir jeden Sonntag in die Messe gehen. Wenn wir im Todeskampf für Christus bestehen möchten, müssen wir zunächst jeden Morgen mit dem Wecker, der unfreundlichen Nachbarin, der blöden Matheklausur, dem dreckigen Fenster und immer wieder mit uns selbst und unseren Fehlern und Sünden kämpfen. Wenn wir es heute schaffen, eine feste und unerschütterliche Gebetsbeziehung mit Gott pflegen und nach einem heiligmäßigen Leben streben, wird unser Glaube auch die Feuerprobe der Verfolgung bestehen. Wir dürfen dabei vor allem fest auf die Hilfe Marias vertrauen, welche gerade in diesen schweren Zeiten unser Rettungsanker sein wird.
Beten wir für unsere verfolgten Glaubensbrüder und -schwestern überall auf der Welt, dass sie heute die Gnade der Standhaftigkeit im Martyrium erhalten und vielleicht morgen schon unsere Fürsprecher im Himmel sein können, wenn die Verfolgung uns erreicht hat.
Ich möchte mit einem Satz von Maria Winowska enden, mit dem sie in der Biographie über Maximilian Kolbe seinen Märtyrertod im KZ beschreibt:
„Es war für alle dieselbe Hölle; aber in dieser Nacht des Todes gab es Seelen, welche die Sterne erblickten. Es war für alle dieselbe Hölle; aber manche schwangen sich daraus zum Himmel empor.“[3]
Weitere Quellen: www.opendoors.de
Weltverfolgungsindex 2016 (Berichte der einzelnen Länder), Gesichter der Verfolgung
[3] Maria Winowska: Der heilige Pater Maximilian Kolbe – Ritter der Immaculata – 1894-1941. LINS-Verlag 2014, S. 183.
Dieser Beitrag erschien zuerst im DGW 1/2016.