Die Jungfräulichkeit Mariens
Liebe Jugendliche!
An einem sonnigen Wintermorgen steht die junge Luisa vor dem Schaufenster ihres kleinen Ladens. Schon wieder ärgert sie sich über die vielen Fingerabdrücke und Schmierspuren auf der Scheibe. Hatte sie doch bereits gestern die fünf Quadratmeter Glas sauber gemacht. er Sonne den Erfolg ihrer Arbeit festzustellen. „Fenster sind einfach mühsam!“ denkt sie sich. „Und die Leute haben keine Ahnung was für ein Aufwand es bedeutet, diese sauber zu kriegen!“ Doch das Meckern und Stöhnen bringt sie auch nicht weiter. Wenn sie ein sauberes Schaufenster haben will, muss sie erneut an die Arbeit. – Für das Verständnis der Jungfräulichkeit Mariens soll die geschilderte Szene aus dem Alltag eine Hilfe sein. Ein top-geputztes Schaufenster ist sicherlich das Aushängeschild eines noblen Geschäftes. Der freie Blick auf die Produkte verschafft den Käufern und Interessenten den Eindruck von Professionalität und Qualität. In diesem Sinne ist die Jungfräulichkeit Mariens zu betrachten. Sie ist berufen, Mutter Gottes zu sein. Dieser hohen Sendung soll sie durch Heiligkeit und Reinheit entsprechen.
Das Dogma
Wir stehen im Monat Dezember, in der Adventszeit, welche uns direkt auf das große Geheimnis der Menschwerdung vorbereitet. In diesem Zusammenhang wollen wir uns ein paar Gedanken über die Jungfräulichkeit Mariens machen. Es ist eine Glaubenswahrheit (Dogma) der katholischen Kirche. So erklärte das Konzil von Konstantinopel im Jahre 381, dass die zweite göttliche Person durch eine Jungfrau Mensch geworden ist. „Er hat Fleisch angenommen durch den Hl. Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden.“ (Glaubensbekenntnis der Messe).
Warum Jungfrau?
Maria ist nicht nur absolut heilig, sie ist auch immerwährende Jungfrau. Vor, in und nach der Geburt, wie die Bischöfe auf der Lateransynode im Jahre 649 feststellten. Es ist dies der ausdrückliche Wille Gottes, dass seine heiligste Mutter nicht nur von jeder Makel der Sünde, sondern auch von jedem Menschen unberührt blieb. Genau diese Eigenschaften drückt das Wort „Jungfrau“ aus. Es besagt Reinheit, Unberührtheit und unentweihte Empfänglichkeit. Ihr ganzes Wesen sollte ganz auf Gott ausgerichtet sein. So wie sich Luisa über die schmutzige Fensterscheibe ärgerte, so wäre Gott nicht zufrieden, wenn Maria nicht absolut unberührt bliebe. Ihm musste sie ganz und gar geweiht sein. Über jeden Fingerabdruck ärgert sich die junge Ladenbesitzerin. Die Scheibe muss absolut sauber sein. So konnte Maria nur als der reinste Tempel für die Menschwerdung Christi in Betracht kommen. Es war also Gottes Beschluss Maria als immerwährende Jungfrau zu erschaffen.
Und die Verheirateten?
Das Bild mit Luiza ist natürlich nur ein gewisser Vergleich. Bekanntlich hinkt jeder Vergleich, so auch dieser. Denn andererseits soll das Gesagte nicht so verstanden werden, dass eine verheiratete Frau Gott nicht mehr gefallen kann! Genau dieser Eindruck könnte das Missfallen Luisas an der schmutzigen Scheibe zum Ausdruck bringen. Der hl. Paulus gibt uns diesbezüglich die Lösung: „Die unverheiratete Frau und die Jungfrau ist um die Sache des Herrn besorgt, sie will an Leib und Seele heilig sein. Die Verheiratete dagegen ist um weltliche Dinge besorgt, wie sie dem Mann gefalle.“ (1 Kor 7,34) Weil die Jungfrau eine besondere Berufung zur Heiligkeit hat, deshalb soll sie in ihrem ganzen Wesen Gott gehören. Es ist eine besondere Hingabe, die freiwillig geschieht und wozu es keinerlei Verpflichtung gibt. So sagte Christus: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Mt 19,12)
Im Alten Bund angekündigt
Maria war nun Jungfrau und Mutter zugleich. Diese Tatsache ist nur durch ein Wunder Gottes denkbar. Es ist das große Merkmal der Mutter Gottes, so wie sie bereits im Alten Bund durch den Prophet Isaias angekündigt wurde: „Siehe eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Emanuel geben.“ (Is 7,14) Und im Hohen Lied der Liebe ist die Rede von dem verschlossenen Garten, der die Braut des hl. Geistes ist: „Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Garten, eine versiegelte Quelle.“ (Hl 4,12) Der verschlossene Garten ist ein schönes Bild für die absolute Jungfräulichkeit Mariens.
Bildhafte Erklärung
Verschiedenste Menschen traten im Laufe der Kirchengeschichte auf, um diese goldene Wahrheit unseres Glaubens zu bezweifeln. Sie fragten, wie es denn möglich sei, dass Maria nach der Geburt noch eine Jungfrau blieb. Die Kirchenväter widerlegten diesen Einwand durch eine einfache Tatsache. Wenn Christus aus einem verschlossenen Grab auferstehen konnte, dann war es ihm auch möglich aus dem jungfräulichen Schoß seiner heiligsten Mutter hervorzugehen. Ähnlich, wie es einem Sonnenstrahl möglich ist durch eine Glasscheibe hindurchzuscheinen, ohne die Scheibe im Geringsten zu verletzen.
Maria will Jungfrau sein
Maria war Jungfrau und sie war es ganz, „heilig an Leib und Seele“ (1 Kor 7,34), es war ihr Entschluss, allein Gott zu gehören. Von Jugend auf hatte sie sich Gott als Jungfrau geweiht. Das ist auch der Grund, weshalb sie bei der Verkündigung den Engel fragt: „Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Der Engel antwortete ihr: „Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Kind, das geboren wird, heilig und Sohn Gottes genannt werden.“ (Lk 1,34) Durch diese Antwort ist sie beruhigt und sicher, dass ihre Jungfrauenweihe ewig währen wird. Sie sollte Jungfrau bleiben, gerade als Mutter des Wortes – in Ewigkeit. Das war Gott sich selbst und der reinsten Erdentochter schuldig.
Maria und Eva
Bei beiden Frauen gibt es manche Gemeinsamkeiten, jedoch auch Unterschiede. Ähnlich sind sich die beiden in ihrem Ursprung. Maria und Eva wurden ganz rein geschaffen, waren nicht in Berührung mit irgendeiner Sünde. Sie waren absolut heilig und jungfräulich.
Beide waren zum Höchsten bestimmt, nämlich Stammmutter für das Leben Gottes zu sein. So sollte Eva der Natur nach ihre Kinder in der Gnade gebären. Auch Maria ist die Mutter des Lebens. Als Gnadenvermittlerin gebiert sie uns in der Taufe zum übernatürlichen Leben. Leider hat der Sündenfall diese Gemeinsamkeit zerstört. Eva war ungehorsam und verneinte im Unglauben die Anordnung Gottes. So wird ihr Nein der Sünde uns allen zum Tod. Sie ist nicht mehr die Mutter des Lebens, sondern gebiert ihre Sprösslinge als Kinder des Zornes. Ganz gegensätzlich verhält es sich bei Maria. Sie bejaht den Willen Gottes im Glauben. Es ist ein Jawort des Gehorsams und der höchsten Ergebenheit in den Plan des Allerhöchsten. Da sagte Maria: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.“ (Lk 1,38) Es ist ein Jawort der Treue, uns allen zum Leben. Deshalb ist Maria allen, die ihr folgen, Mutter des Lebens.
Maria – Leitstern der Jugend
Ein Jugendlicher schreibt: „Ein Muttergottesbild, vor dem ich oft lange stand, weckte in mir ein unbe-schreibliches Sehnen nach innerer Befreiung. Es war für mich der Gegensatz zu all den schamlosen Bildern in den Schaufenstern, auf Plakaten oder in sittenlosen Filmen. Die Jungfräulichkeit Mariens, die absolute Erhabenheit über die Sinnlichkeit, packte mich. Sie steht ohne jede innere Schwäche in einer verdorbenen Umwelt. Das gab mir Hilfe im Kampf um die Reinheit. Die Grundbegriffe in diesen Sachen habe ich hier meist aus ganz religiöser, heiliger Umwelt gewonnen. Den Rosenkranz täglich zu beten – mit 18 Jahren – galt mir als Ehrensache. Es wurde oft hart: ich betete ihn manchmal erst um Mitternacht.“
Wie dieser Jugendliche soll eine jeder von uns Maria als großes Vorbild der Reinheit nehmen. Den Blick auf ihr Bild und ihre Tugenden gerichtet, ermutigt uns im täglichen Kampf gegen den Sumpf der verdorbenen Sitten. Nicht umsonst ist es uns angeraten, jeden Abend vor dem Schlafengehen drei Ave Maria an sie zu richten, um ihren Schutz für die kommenden Stunden zu sichern. Denken wir immer wieder an die Worte aus dem uns so bekannten Gebet „Jungfrau Mutter Gottes mein!“, wo es heißt:
Wer hat je umsonst Deine Hilf angefleht!
Wann hast Du vergessen ein kindlich Gebet?
Drum ruf ich beharrlich, in Kreuz und in Leid
Maria hilft immer, sie hilft jederzeit.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen besinnlichen Advent! Mit priesterlichem Segensgruß,
euer P. Fabian Reiser
☞ Stoßgebet:
- „Maria, du reinste Mutter, lehre mich die Schönheit der Reinheit besser zu schätzen.“
- „Maria, du keuscheste Mutter, lass mich das, was meine Reinheit verletzen könnte, unnachgiebig bekämpfen.“
☞ Vorsatz des Monates:
- Wische das Schaufenster deiner Seele, denn „Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Ist nun dein Auge gesund, so ist dein ganzer Leib im Licht. Ist aber dein Auge krank, so ist dein ganzer Leib in Finsternis.“ (Mt 6, 22-23). Vermeide alles, was die Übung der Reinheit schwieriger macht: Blicke, Gespräche, schlechte Freundschaften. Besonders zu beachten ist der Umgang mit Medien, welcher für die Allermeisten eine Quelle von Versuchungen darstellt.
- Lege eine gute Adventsbeichte ab.
☞ Lesetipp: Kapitel 1, 29 und 32 aus dem Buch : “Aufruf der Botschaft von Fatima“ von Schwester Luzia.
Ab sofort findet man eine Übersicht über diverse Rundbriefe auch oben im Menü!