Erlebnisbericht vom Winterlager 2022

Vorsichtig öffnen wir die Tür. Aufgrund eines Staus sind wir ein wenig spät dran, und wir beeilen uns, in die heilige Messe zu kommen. Gerade noch rechtzeitig betreten wir die bereits voll besetzte Kapelle, in der sich alle unsere Freunde in Andacht versammelt haben. Nach der Danksagung begrüßen wir uns stürmisch, und die Freude, die anderen wiederzusehen, ist groß. Der junge Priester, der uns willkommen heißt, Pater Markus Buchmaier, scheint sich auf die kommenden Tage mindestens genauso zu freuen wie wir, und dass es gleich nach der Messe etwas zu essen gibt, hebt die Stimmung noch weiter.

Nachdem wir am nächsten Morgen sehr früh das Morgengebet verrichtet – einige sind für die freiwillige Betrachtung noch früher aufgestanden – die heilige Messe besucht, einen Kaffee getrunken, Jausenbrote geschmiert und uns umgezogen haben, geht’s nach Flachauwinkl zum Schifahren. Alles läuft wie am Schnürchen, und schon bald haben wir mehr Liftkarten als Teilnehmer. „Um eins treff´ ma uns wieder hier“, sagt Pater Buchmaier und nimmt den Autoschlüssel vom Proviantfahrzeug mit. Es wird aufgrund unserer gesteigerten Motivation etwas später, und die Gruppe mit „dem“ Autoschlüssel wird mit Sehnsucht am Parkplatz erwartet. Nach einer verdienten Stärkung geht’s wieder weiter, und kurz nach vier Uhr treten wir mit roten Wangen und leuchtenden Augen den Heimweg an, nachdem Pater Buchmaier zwei verirrte Seelen mit seinem Auto auf der anderen Seite des Tales abgeholt hat. Wer denkt, dass wir unsere gesamte Energie abgebaut hätten, irrt sich. Da ergeht es den Jugendlichen, die nicht mitgekommen sind zum Schifahren, aber  etwas anders. Sie wirken enorm erschöpft, was aber auch kein Wunder ist, wenn man fast den ganzen Tag im Zoo verbracht hat…

Als wir abends in unseren Schlafsäcken liegen, übermannt jedoch auch uns motivierte Schifahrer relativ bald der Schlaf. Zu unserem Glück, denn unsere Reserven werden nicht geschont, denn gemäß der Volksweisheit „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf – das ist der beste Tageslauf“, geht es nach der Hl. Messe am nächsten Tag wieder früh raus auf die Piste. Obwohl der Schnee relativ matschig ist, fahren wir bis zur letzten Minute. Zuhause warten schon unsere Nicht – Schifahrer, und heute sind sie weniger erschöpft als wir. Sie waren schließlich stundenlang rodeln und eislaufen. Abends sitzen wir noch gemeinsam singend, spielend und am Klavier musizierend im stilvoll schön gestalteten Wohnzimmer des Priorates, bis wir doch todmüde, aber glücklich und zufrieden in den erholsamen Schlaf fallen.

Am Mittwoch müssen wir uns physisch nicht viel bewegen: Gleich in der Früh kommt Baron Wertheim zu uns. Er ist Mitglied einer traditionsreichen altösterreichischen Adels- und Industriellenfamilie und als Jurist mit eigenem Unternehmensberatungsinstitut in den Bereichen Personal- & Organsiationsentwicklung und Immobilienverwaltung tätig. Zudem ist er auch ein Freund, Unterstützer und Gläubiger unserer Bruderschaft. Er macht mit uns einen Workshop über das Alltags- und Berufsleben eines römischen Katholiken.  Dabei geht er besonders auf unseren Sendungsauftrag in Beruf, Welt, Kultur und Gesellschaft als junge, römische Katholiken im 21. Jh. ein. Er ist unglaublich gebildet, aber auch motiviert, uns fröhlich Mut zu machen und uns mit heiligem Stolz für unseren so schönen römischen, wie katholischen Glauben zu erfüllen. Obwohl seine ausführlichen und lebensnahen Impulse fast sechs Stunden dauern, gibt es keinen einzigen Augenblick, in dem auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Mit seinen treffenden Bemerkungen und originellen, aber sehr anschaulichen Begriffen bringt uns Baron Wertheim gemeinsam immer wieder zum Lachen und vermittelt uns die so wichtige, genuin österreichische Volksfrömmigkeit, die sich durch Bildung, Leistung, natürliches Selbstbewusstsein und fröhlich-natürliches Sendungsbewusstsein mit unserer katholischen Würde auszeichnet und der Gewissheit: OHNE TÄGLICHEN ROSENKRANZ LÄUFT NICHTS IM LEBEN!

Am Abend schließen wir uns der wöchentlichen Gebetsaktion Initiative „ÖSTERREICH BETET“ vor Ort an, die von unserer KJB-Gruppenleiterin Thérèse Laroche als Initiatorin gemeinsam mit  Baron Wertheim in Salzburg organisiert wird. Dabei können wir als KJB-Gruppe wesentlich zur festlichen Würde und Verschönerung beitragen. Die Burschen ministrieren und führen stolz und würdevoll gleichzeitig die Prozession durch die Innenstadt als Kreuzträger und Fahnenträger an. Ganz vorne weg geht ein Thuriferar, festlich und würdig das  Weihrauchfass schwingend. Ein Jugendlicher trägt das Loretokindlein mit und Pater Buchmaier hält eine Reliquienmonstranz  der hll. Rupert, Erentrudis, Benedikt und Georg in seinen Händen. Auf unserem Weg machen wir halt beim Kreuz des Franziskanerklosters, welches inzensiert wird während alle 70 Mitbeter laut das „ CHRISTUS VINCIT“ singen. Im Innenhof von Sankt Peter intonieren wir zum Glockengeläut und vor dem Prozessionskreuz stehend das „Stille Nacht“, um dann zum Abschluss den Segen mit dem Reliquienschrein zu erhalten: Es war eine durch und durch katholisch-österreichische Gebetsaktion in bester römischer Tradition mit enormer Öffentlichkeitswirkung und ca. 70 Teilnehmern am Vorabend des Dreikönigs-Festes. Wir können wirklich stolz auf unseren überlieferten römischen und katholischen Glauben sein! Die teilnehmenden Beter sind stark ermutigt und freuen sich sehr über unsere Mitwirkung. Ein Salzburger Mitbeter fragte interessiert, wer uns denn als Priester begleitet und hält seine spontane Freude nicht hinterm Berg: „Die Piusbruderschaft lässt uns nicht im Stich!“. Unter den Betern sind auch einige aus dem Kreis des katholischen Malteser-Ritterordens in Salzburg, die uns gemeinsam mit unserem Seelsorger Pater Markus, der uns vorbetet und die Gebetsaktion leitet, sehr positiv wahrnehmen und sich über diese erhebend-festliche Prozession dankbar freuen.

Es war ein erfolgreicher Tag, und wir haben alle viel gelernt. Heute ist unser letzter Abend hier, und wir sitzen noch singend und uns unterhaltend zusammen. Schließlich hat Herr Pater Buchmaier noch ein ganz besonderes Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – für uns: Die Zauberkerzen am Christbaum werden gemeinsam entzündet. Andächtig singen wir dazu „Oh du Fröhliche“, bis plötzlich eine helle Stimme: „Die Kugel brennt!“, dazwischen trällert. Unser Gesang zittert schwer bei dem Versuch, sich das Lachen zu verbeißen. „Ah, ist schon wieder vorbei!“, meldet sich die Stimme erneut, und wir singen das Lied doch schmunzelnd zu Ende.

Am nächsten Tag feiern wir mit einem wunderbaren Hochamt das Fest der Hl. Drei Könige. Das anschließende Mittagessen ist auch dementsprechend in festlich-stilvollem Rahmen und wird mit einem leichten Aperitif eingeleitet, und nach dem selbstgekochten Hauptgang mit einer italienischen Spezialität als Nachspeise abgeschlossen. Nach einer kurzen Putzaktion und natürlich dem gespendeten Reissegen des Paters verabschieden wir uns von unseren Freunden und fahren glücklich und gestärkt nach Hause mit der Vorfreude auf das nächste Wiedersehen, spätestens im nächsten Jahr.