Rundbrief an die KJB Österreich

Liebe KJBler!

Zuerst darf ich Euch gesegnete Ostern wünschen! Vergesst nicht, dass wenn auch Politik, Wirtschaft und das Gesundheitssystem nicht mehr weiterwissen, Christus den Sieg erringt, den Sieg über Sünde, Teufel und Tod, die gefährlicher sind als jeder Virus. Der Glaube an Christus überwindet die Welt.

Auf Einladung von Pater Stolz richte ich diese Zeilen an Euch, um den Zusammenhalt trotz Quarantäne aufrecht zu erhalten. Ich befinde mich zurzeit im Libanon und weiß noch nicht, wann ich zurückfliegen kann. Der Flughafen hier ist noch zu und die Zahlen der Erkrankungen sind am Steigen. Insch Allah! Wie Gott will! – Wie die Einheimischen oft sagen.

Mir scheint, diese Einsperrung ist die Gelegenheit, zu fragen: Was ist mir wichtig? Ist meine Welt mit diesen Einschränkungen zusammengebrochen, oder bleibt mein Kurs relativ gleich, auch wenn jetzt andere Bedingungen sind. Reisen ist sehr eingeschränkt wie Einkaufen auch. Bergsteigen wird jetzt auch nicht möglich sein. Die hl. Messe und die Sakramente sind weitgehend nicht mehr zugänglich. Das sind große Umstellungen. Der eine freut sich, dass er nicht mehr so früh in die Schule muss. Ein anderer setzt sich vor den Bildschirm und vertreibt die Zeit mit Filmen.

Was ist mir wichtig? Wenn man plötzlich auf gewohnte Dinge verzichten muss, ist es viel leichter zu erkennen, wie sehr man an ihnen hängt. Als Christ ist es eine gute Zeit, um die Prioritäten richtigzustellen. Was ist das große Ziel? Ist mein Leben so eingestellt, dass ich es erreiche?

In den Firmen und Fabriken, wenn es ein “Shutdown“ gibt, bessert man die Maschinen aus, stellt Pläne auf, damit die Produktion nachher besser läuft. Das kann ich Euch nur empfehlen, liebe KJBler. Es wäre sehr schade, wenn wir die Zeit, die uns jetzt gegeben wird, nicht nützen.

Das Ziel ist es, Gott zu lieben. Alles dreht sich darum. Das Ziel der Schöpfung ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes an die Engel und Menschen, damit sie Gott kennen und lieben. Alles andere ist nebensächlich.

Vielleicht hat es diese Gesundheitskrise gebraucht, damit die Menschen in sich gehen, und fragen: Vielleicht gibt’s doch etwas Größeres? Vielleicht sollte ich doch nicht auf Technik, auf Wirtschaft, auf Politik setzen.

Wenn wir jetzt nicht beten und eine gute Lektüre unternehmen, haben wir nichts von der Vorgangsweise Gottes verstanden. Er will uns an sich ziehen, aber er verlangt ein Minimum von uns, dass wir zu ihm hinaufblicken, dass wir unser Leben nach seinen Geboten einrichten, dass wir Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe setzen, dass wir das Beispiel seines Sohnes zu Herzen nehmen durch eine tägliche Betrachtung. Jemand hat vor kurzem bemerkt: Es ist kein Wunder, dass Gott eine Atemkrankheit als Strafe geschickt hat. Die Menschheit betet nicht mehr und das Gebet ist das Atmen der Seele. Die Lungenkrankheit weist auf die seelische Krankheit unserer Zeit hin.

Im Libanon findet man überall Statuen: das Herz Jesu, ULF vom Libanon, hl. Charbel, der hl. Elias und weitere. An ganz neuen Häusern sind Statuen und Mosaike angebracht, mit Heiligen und christlichen Symbolen. Dieses Volk hat verstanden, wo das Wesentliche liegt: dass Gott die Ereignisse in der Hand hält, dass nur wer Kontakt mit ihm pflegt auch bestehen wird. Wie kommt es, dass diese Gedanken hier noch präsent sind und nicht in Europa oder Amerika? Vermutlich, weil dieses Land ständig heimgesucht wurde, durch muslimische Angriffe, durch feindliche Besatzungsmächte, durch Bürgerkrieg, durch Finanzkrisen und jetzt den Virus.

In welcher Situation auch immer, ob zuhause oder im Einsatz für die Kranken, oder vor dem Bildschirm, weil ihr weiterarbeiten müsst: Setzt Eure Prioritäten richtig. So seid Ihr für jede Entwicklung gewappnet.

Es grüsst Euch herzlich, mit priesterlichem Segen,

P. Joseph Stannus