Weihnachten ohne Jesus ist wie ein Fest ohne Grund

Über den Sinn von Weihnachten

Vor kurzem wurde mir im Rahmen einer Onlinediskussion meiner Hochschule über das Thema „Weihnachten – Segen oder Strafe?“ erst richtig bewusst, mit welcher Motivation die Mehrheit unserer Mitmenschen Weihnachten feiert. Die Diskrepanz zwischen der heutigen Art, Weihnachten zu feiern und dem eigentlichen Sinn des Festes hat mich besonders bewegt. Weihnachten ist das Fest der Menschwerdung Gottes. Es ist das Fest der Geburt unseres Herrn. Es ist insofern eines der wichtigsten Feste überhaupt, weil es der Beginn unserer Erlösung ist. Es ist ein Fest der Liebe, der Familie, der Geschenke, der Freude und des Friedens. Doch ohne den füllenden Sinngehalt dieser starken Begriffe werden sie zu leeren Schlagwörtern von Weihnachtsreden. Füllen wir diese Begriffe mit dem Weihnachtsgeheimnis und tragen wir diese „große Freude“ (Lk 2,10) in unser Umfeld.

Fest der Liebe

„Gottes Liebe zu uns hat sich darin geoffenbart, dass Gott Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch Ihn das Leben haben. Darin zeigt sich die Liebe […] Er hat uns zuerst geliebt und seinen Sohn als Sühnopfer für unsere Sünden gesandt“ (1 Joh 4,9-10). Gott selbst ist die Liebe. Alles, was Er wirkt, geschieht aus Liebe. Nicht, weil Er diese Liebe bräuchte, der Allmächtige genügt sich selbst, sondern weil Gott das Gute ist und das Gute sich verströmen will. Gott zeigt uns diese Liebe auf vielfältige Art, doch den größten und schönsten Beweis Seiner Liebe zu den Menschen gab Gott uns, als Er selbst die menschliche Natur annahm, um uns zu erlösen. Dies ist das Geheimnis der heiligen Nacht. Deshalb ist Weihnachten ein Fest der Liebe, ein Fest der Liebe Gottes. Wer dies betrachtet, der kann nichts anderes tun, als zu danken und diese Liebe Gottes weiter zu verströmen. Wenn man aus dem Fest der Liebe Gottes ein Fest der Liebe ohne Gott macht, dann fehlt der Inhalt, dann wird es fahl und leer.

Fest der Familie

Viele Familien treffen sich tatsächlich nur an Weihnachten. Dabei herrscht eine emotionale Stimmung, die Feier muss Harmonie und Frieden ausstrahlen, genauso, wie die zahlreichen Filme und Geschichten es sagen. Diese Illusion lastet auf den Menschen und nicht selten brechen doch die Familienkonflikte aus und der Friede ist dahin. Auch hier gibt es einen tieferen Sinn. Weihnachten ist das Fest der Familie, weil Gott selbst in einer Familie Mensch geworden ist. Es soll uns zeigen, dass die heilige Familie an diesem Tag auch in einer sehr schwierigen Situation war. Es gab keinen Platz mehr in der Herberge, keinen Platz, wo das göttliche Kind sein Haupt hätte betten können. Auch in unseren Familien gibt es ohne Zweifel schwierige Situationen, Konflikte, die immer wieder aufbrechen. Stellen wir uns dann einfach Maria und Josef vor, wie sie füreinander da waren, im Mittelpunkt stand das göttliche Kind. Das soll uns Vorbild sein, wir sollen füreinander da sein mit der Liebe Gottes und immer das göttliche Kind in den Mittelpunkt stellen. Führen wir gerade die Jüngeren und die, die bisher nicht viel mit dem Glauben zu tun hatten, in die Geheimnisse und Freude des Weihnachtsfestes ein.

Fest der Geschenke

Geschenke gibt es an Weihnachten in so gut wie jedem Haushalt. Ganz gleich ob Atheist, Moslem oder Christ. Geschenke gehören dazu. Allein schon deshalb, weil die Kinder ja in der Schule nach Weihnachten zeigen müssen, was sie bekommen haben. In manchen Kreisen gibt es einen richtigen Geschenkewettbewerb unter den Eltern. Wer kann seinen Kindern die größten und teuersten Geschenke machen? Einige Menschen stöhnen über den massiven Konsumrausch an Weihnachten, aber die Geschäfte machen ihren Jahresumsatz. Weihnachten ist ein Fest der Geschenke, das ist doch offensichtlich. Das größte Geschenk, das wir Menschen bekommen haben, ist das Geschenk der göttlichen Liebe, dass Gott selbst Mensch geworden ist. Dieses Geschenk geht an jeden Einzelnen und übersteigt alles. Es soll das Vorbild sein, wie wir schenken sollen. Nicht im Glanz, Preis und in der Größe der Geschenke liegt der Wert, sondern in der Gesinnung, mit der wir schenken. Weil auch wir an diesem Tage von Gott so überreich beschenkt werden, schenken wir mit der Weihnachtsfreude weiter.

Fest der Freude

Ja eigentlich schon, aber dieses Jahr? Während der jetzigen Pandemie? Wo es so viel Leid gibt, so viel Einsamkeit, so viel Unzufriedenheit. Schon Papst Pius XII. spricht in seiner Ansprache Grazie vom 24. 12. 1940 in Mitten des Zweiten Weltkriegs über das Verhältnis der Weihnachtsfreude zu den äußeren Ereignissen: „Die heilige Fröhlichkeit anlässlich der Geburt des Herrn, der innere Jubel, der wie von selbst aus den Herzen der Christgläubigen quillt, sie hängen nicht ab von äußeren Ereignissen und können durch sie auch nicht gedämpft oder getrübt werden; die „Weihnachtsfreude, die sie mit Glück und Frieden erfüllt, hat so tiefe Wurzeln und erhebt sich zu solch erhabenen Höhen, dass sie von keinem Sturm irgendwelchen irdischen Geschehens hinweggenommen werden kann, mag die Welt im Frieden oder im Kriege sein. Die tröstliche Wahrheit der Worte des Herrn: es wird sich freuen euer Herz und niemand wird euch die Freude rauben Joh. 16,22, wer kann sie besser erfüllen und erfahren als jener, der mit aufrichtigem Herzen, mit gereinigtem Willen und offener Seele jenen Friedenshymnus an die Menschen guten Willens anhört, der von der Krippe aus, dem ersten Lehrstuhl des menschgewordenen göttlichen Wortes, an die Erde gerichtet wurde?“ Ja wer kann die Freude des Herzens, die uns niemand rauben kann, besser erfahren als der, der die Friedensbotschaft der Heiligen Nacht in sein Herz aufnimmt? Lesen wir den Hymnus bei Lukas im 2. Kapitel. Nutzen wir die Chance der ausfallenden Weihnachtsmärkte und Weihnachtsfeiern für eine tiefere Betrachtung des Festes. Und wenn wir das Gefühl der Einsamkeit verspüren an diesem Fest, dann gehen wir mit diesem Gefühl zur Krippe hin und bringen es dem göttlichen Kind. Wir können es Ihm einfach zu Füßen legen mit all unseren Sorgen und Nöten.

Fest des Friedens

Weihnachten ist auch das Fest des Friedens. Das Fest eines tiefen, weihnachtlichen Friedens. Schon die Engel verkünden diesen Frieden den Hirten. Warum genau an Weihnachten? Erst mit der Menschwerdung und Erlösung gelangen wir zum Frieden mit Gott. „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen, die guten Willens sind“ (LK 2,14). Der Friede entspringt der Freude über die Menschwerdung. Endlich ist der Erlöser da, endlich atmet die in Wehen liegende Schöpfung auf. ​Wie diese Gedanken des Friedens ganz praktisch umsetzbar sind, führt Pater Buchmaier in diesem Artikel hervorragend aus.

Haltung unseres Herzens

Wie können wir uns nun der Krippe nahen? Wie sollen wir unserem König begegnen? Die Haltung unseres Herzens soll von Demut geprägte sein. Unser Heil ist ganz von diesem Kind abhängig. Nicht wir, sondern Christus ist der Mittelpunkt. Um das zu begreifen, muss unser Herz mit dem unbedingten Glauben gefüllt sein. „Wer ist stärker, das Kind oder der Mann? Menschlich gesprochen der Mann in der Vollkraft der Jahre. Göttlich gesprochen das Kind, das heißt der, der auf Gott allein sein ganzes Vertrauen setzt. Wir sehen es bei König Herodes und dem Jesuskind“ (Robert Mäder: Krippenkönig. In: Ders.: Jesus der König 1926). Erbitten wir uns von dem göttlichen Kind den tiefen innerlichen Frieden der Weihnacht und die wahre Weihnachtsfreude, für uns und alle unseren Lieben.